ABS fürs e-Bike
Diese Innovation kann in Zukunft die Sicherheit auf e-Bikes erhöhen
Ein e-Bike erleichtert den Alltag ungemein. Einfach den Kopf ausschalten und durch die Straßen der Großstadt cruisen, der Stress des Alltags zieht an einem vorbei. Und dann geschieht etwas Unvorhersehbares, ein Kind läuft auf die Straße oder die Tür eines parkenden Autos öffnet sich. Die erste Reaktion ist eine Vollbremsung bei voller Fahrt.
Das erste serienreife Antiblockiersystem für e-Bikes kann diese Situationen entschärfen. Denn das ABS verhindert das Blockieren des Vorderrades und verringert das Risiko eines Überschlags durch die Hinterrad-Abheberegelung. Durch dieses System könnte der Sicherheitsstandard für e-Bike Fahrer auf ein neues Level gehoben werden.
- Warum ist ein ABS für e-Bikes sinnvoll?
- Funktionsweise des ABS
- Die Komponenten des e-Bike ABS
- Kosten und Markteinführung des Bosch e-Bike ABS
Warum ist ein ABS für e-Bikes sinnvoll?
Bosch startet als erster Anbieter ab Herbst 2018 mit der Einführung eines hauseigenen Antiblockiersystems (ABS) für ausgewählte e-Bikes und Pedelecs. Dabei gilt es vor allem die Sicherheit der Fahrerin oder des Fahrers, aber auch derer und dessen Umwelt, zu erhöhen.
Claus Fleischer, CEO von Bosch Bike Systems, erwägt, dass „die Einführung eines solchen Systems […] die Sicherheit im Verkehr nachhaltig verbessern“ kann. Denn in vielen Situation ist ein Sturz der e-Bike Fahrerin oder des e-Bike Fahrers auf ein falsches Bremsmanöver, wie beispielsweise zu starkes Bremsen vor einer Gefahrensituation oder das Wegrutschen aufgrund einer Reifenblockade, zurückzuführen. Die Folge: Es kommt in vielen Fällen bereits vor der Kollision zu einem Sturz. Eben dieser Quote kann das neue Sicherheitssystem von Bosch entgegenwirken, aber wie funktioniert das System?
Funktionsweise des ABS
Ebenso wie beim Auto oder Motorrad sorgt das System dafür, dass der Fahrer auch während eines Bremsvorganges das e-Bike weiterhin unter Kontrolle halten kann und nicht aus dem Sattel gehoben wird.
Um eine besonders hohe Sicherheit zu gewährleisten, setzt Bosch zum einen auf ein Antiblockiersystem des Vorderrades und zum anderen auf eine Hinterrad-Abheberegelung, die davor schützen soll, dass sich das Fahrrad nicht überschlägt.
Dieses System greift ab einer Geschwindigkeit von 6 km/h und ist sogar noch 2 bis 4 Stunden nach Motor-Aus des e-Bikes oder Pedelecs aktiv. Natürlich sind die Bremsen auch ohne ABS-Unterstützung funktionsfähig, sodass du bei fehlender Leistung nicht auf eine Elektrofahrradtour verzichten musst.
Wie funktioniert das Antiblockiersystem?
Die Geschwindigkeit der beiden Laufräder wird über Radgeschwindigkeits-Sensoren ständig überwacht. So bemerkt das System sofort, wenn das Vorderrad durch starkes Bremsen zu blockieren droht. In diesen Situationen greift das ABS ein und bremst das e-Bike sensibel reguliert ab. Ein Wegrutschen des Laufrads wird verhindert, die Fahrstabilität und das Lenkverhalten hingegen verbessert. Kurzum: Das ABS greift in so hohem Maße in den Bremsvorgang ein, dass du die Kontrolle über das Pedelec behältst, brems aber dennoch so stark wie möglich ab.
Wie funktioniert die Hinterrad-Abheberegelung?
Bei starkem Überbremsen der Vorderradbremse, kann das Hinterrad durch die wirkenden Kräfte schnell den Kontakt zum Boden verlieren – die Gefahr eines Überschlags steigt. Sensoren erkennen auch in diesem Fall wann es brenzlig wird – wann also das Hinterrad droht abzuheben. Durch einen gezielten automatischen Bremseingriff am Vorderrad wird das Hinterrad aber weitestgehend auf dem Boden gehalten – die Wahrscheinlichkeit eines Überschlags sinkt.
Die Komponenten des e-Bike ABS
Das Bosch ABS besteht aus mehreren Komponenten, die überwachende und ausführende Funktionen haben:
Zuerst die Bereitschaftsanzeige, die dem e-Biker signalisiert, ob das Sicherheitssystem aktiviert ist (ABS Kontrollleuchte) und im Blickfeld des Fahrers angebracht ist.
Das Herzstück des Antiblockier-Systems ist die Kontrolleinheit, in der die Recheneinheit sowie die ABS-Hydraulik verbaut sind.
Zwei Radgeschwindigkeitssensoren, jeweils einer am vorderen Laufrad und einer am hinteren, versorgen die Kontrolleinheit mit Daten (Hier als Scheibe vor der Bremsscheibe).
Das von Magura eigens für das e-Bike ABS entwickelte Bremssystem CMe ABS, bestehend aus Bremshebeln, Sensorscheiben und Bremsscheiben.
In Zukunft wird Bosch sich auch der besseren Integration des Bremssystems in die e-Bike Rahmen widmen. Derzeitig hängt die Kontrolleinheit noch wie ein Fremdkörper vor der Lenkerstange. Eine organische Verbindung von Anti-Blockier-System und e-Bike Design ist hier wünschenswert – vor allem in Hinblick auf die neuen Fortschritte bei der Akku-Integration.
Kosten und Markteinführung des Bosch e-Bike ABS
Schätzungen seitens Claus Fleischers belaufen sich die zusätzlichen Kosten für das Bosch eigene Anti-Blockier-System auf etwa 500,- €.
Ab Herbst 2017 gehen die ersten e-Bikes mit Antiblockiersystem an den Start, zunächst allerdings nur mit ausgewählten Flottenpartnern. Im Modelljahr 2019 geht das System dann in die Serienproduktion. Aber nur in den Performance Line Cruise und Speed-Modellen mit dem Bosch Intuvia-Display. Da hören die Einschränkungen aber noch nicht auf: Bosch verbaut das ABS erst einmal nur in City und Trekking e-Bikes mit 28-Zoll Rädern. Es ist also offensichtlich noch ein langer Weg bis das ABS für e-Bikes als fester Bestandteil im Pedelec-Markt angekommen ist!
Fotos und Grafiken: Bosch